Dieser Artikel ist für alle die auf die E-Zigarette umsteigen wollen, oder mit dem Rauchen aufhören möchten. Zu diesem Thema habe ich schon einen Grundlagenartikel verfasst. Diesen Artikel solltet ihr gelesen haben. Er wird als Basiswissen voraus gesetzt. Ich werde nicht mehr auf bereits behandelte Probleme eingehen.
Leider ist dieses mit dem „Rauchen aufhören“ Problem scheinbar größer als angenommen. Ich habe alle Phasen des Umstiegs selbst erlebt. Ich weiß wie es sich physisch anfühlt. Ich weiß welche Gedanken einem von Zeit zu Zeit durch den Kopf gehen. Ich weiß auch welche Emotionen man erfährt. Es gibt einiges was man an Hintergründen und Mechanismen wissen sollte, wenn man das Rauchen aufhören möchte.
Ich habe vor etwa 2 Jahren das Rauchen aufgehört. Vorher war ich 15 Jahre lang starker Raucher. Angefangen habe ich wie die meisten im minderjährigen Alter. Aktiver Jugendschutz existiert meiner Meinung nach in Deutschland nicht. Das Rauchen aufhören habe ich mit der E-Zigarette geschafft. In Anbetracht der Umstände war das gar nicht so schwer. Das heisst nicht, das es keine Probleme gibt ! Im Gegenteil, aber ich konnte zumindest die Komplexität der Probleme auf ihre Ursachen reduzieren. Ob euch meine Erfahrungen helfen, liegt jedoch primär an eurem Willen endlich diese Gewohnheit, genannt Rauchen, loszuwerden. Keine Panik! So schwer ist das nicht. Es werden sich euch aber immer wieder kleine Fallen in den Weg stellen. Diese Fallen sind nur dann ein Problem wenn ihr dies zulasst. Aber Schritt für Schritt.
Bewusste Haltung
Viele denken: „Ich will aufhören, ich kauf mir einfach so ein Gerät und fertig.“ Leider ist das nicht so einfach. Man kann sich sogar selbst gegen die E-Zigarette „impfen“ wenn man ein paar Dinge missachtet und den Umstieg versemmelt. Dann hat man unangenehme Erfahrungen, die als Vorbelastung Zweifel hervorrufen.
Hintergründe der Sucht
Was ist Sucht ? In der Schule lernten wir einmal: „Es gibt physische und psychische Abhängigkeiten…“. Nun das ist zwar immer noch richtig aber was ist wenn die Trennung der beiden schwieriger ist als angenommen ? Die psychische Abhängigkeit ist nämlich im Gehirn physisch verdrahtet. Wenn man einige Jahre eine Sache macht, dann legt unser Gehirn neurale Muster an, die bei entsprechender Aktivität stimuliert werden. Werden sie stimuliert so werden Endorphine freigesetzt und wir sind glücklich. Bleibt die Aktivität aus so fehlt uns die gewohnte Ladung Endorphine und wir sind gereizt. Was hat das nun mit Dampfen zu tun ? Jede konditionierte oder erlernte Aktivität besteht aus sehr komplexen Mustern. Wir können zwar imitieren dass wir mit der E-Zigarette rauchen aber tatsächlich merkt unser Körper sehr schnell dass es eben keine richtige Zigarette ist. Die entsprechende Stimulation tritt daher nicht wie gewohnt ein. Wir können unserem Körper mit der E-Zigarette eben nur zum Teil vorgaukeln dass alles wie immer ist. Sucht ist eben mehr als einfach nur ein rein physisches oder psychisches Phänomen. In Wirklichkeit sind beide verknüpft und eine Trennung ist unmöglich. Entsprechende „programmierte“ neurale Muster können mit dem richtigen Reiz sogar nach vielen Monaten noch ausgelöst werden. Bei manchen Personen sogar nach Jahren. Hierzu möchte ich ein passendes, reales Ereignis mit euch teilen.
Seit ich umgestiegen bin hatte ich so gut wie keinen Zigarettenrauch um mich herum. Eines Tages kam mein Bruder für ein paar Tage zu Besuch. Er raucht immer noch, gehört zu jenen die meine Ratschläge ignorierten. Na gut, soll er doch Rauchen, sein Problem! 😀 Jedenfalls hat er im Nachbarzimmer seiner Sucht gefröhnt. Ich war schon über ein Jahr rauchfrei und auf die E-Zigarette umgestiegen und hatte absolut nicht das Bedürfnis nach Tabakprodukten. Aber jedesmal wenn er wieder herüberkam, zog eine kleine Fahne Zigarettenqualm in mein Zimmer. Am Anfang empfand ich es als unangenehm und es stinkte. Wir saßen zusammen an einem Tisch und arbeiteten an unseren Computern. Er dünstete leider immer noch diesen Zigarettengeruch aus. Nach etwa drei Tagen hatte ich aus heiterem Himmel das Bedürfnis eine Pyro zu ziehen! Nach über einem Jahr waren entsprechende neurale Muster in meinem Gehirn noch vorhanden, nur eben inaktiv. Diese wurden durch den Reiz „Tabakrauch“ wieder aktiviert. Es brauchte auch drei Tage regelmäßiger Fremdberäucherung, bis diese Programmierung letztendlich reaktiviert wurde. Ihr wisst ja noch wie das ist mit dem Rauchen. Da muss man alle halbe Stunde mal raus. Glücklicherweise ist er am selben Tag gefahren, als sich dieses Verlangen bei mir zeigte. Es dauerte danach noch zwei weitere Tage nach Einstellung des Reizes bis das Verlangen wieder verschwand. Glücklicherweise gelang es mir in dieser Zeit keine Zigarette zu rauchen, obwohl ich nahe dran war. Ich habe die Nikotinstärke im Liquid erhöht, den Verdampfer erneuert und einfach gewartet. Ich hatte allerdings auch nicht das Problem, dass ich mich von vornherein mit Fremdberäucherung auseinandersetzen musste. Somit sind seit Beginn des Dampfens meine neuralen Muster nicht „umprogrammiert“ worden. Eine solche Umprogrammierung findet im Übrigen von ganz alleine statt. Aber es braucht zum einen Zeit und zum anderen entsprechende Reize oder Aktivitäten damit das Gehirn weiss, dass alte Muster obsolet geworden sind.
Stolpersteine
Es gibt immer wieder die allseits bekannten Stolpersteine. Warum die meisten Menschen immer wieder auf die „kleinen Fallen“ hereinfallen, liegt daran, dass wenn sie sich in einer solchen Situation wiederfinden, sie nicht darauf vorbereitet sind. Sie sind nicht bewusst in der Situation. Sie sind passiv und reagieren nach altbekannten Mustern. Wenn Betroffene jedoch in dieser Situation bewusst reflektieren können was da gerade geschieht, dann haben sie auch die Möglichkeit zu entscheiden und in das Geschehen einzugreifen. Ja es erfordert Konzentration, aber noch viel mehr erfordert es das Wissen um die Prinzipien.
Den inneren Kampf zu gewinnen ist einfach. Wir verlieren ihn nicht weil wir zu schwach sind, sondern weil wir uns jedesmal um entscheiden. Menschen die das Rauchen aufhören wollen, brauchen Strategien, die sie davor bewahren sich um zu entscheiden.
Strategien
Ich nenne jetzt mal eine Strategie die bei mir ganz gut funktionierte. Autosuggestion. Viele versuchen sich dabei darauf zu konzentrieren sich einzureden „ich darf nicht rauchen“ oder „ich muss aufhören“ oder „ich darf nicht mal daran denken. Nun ja, ich hab das früher auch so gemacht. Leider funktioniert das nicht. Stattdessen feuert ihr genau in diesem Moment den inneren Kampf an indem ihr eine interne Kräfteresonanz aufbaut. Streng genommen ist das auch keine richtige Autosuggestion. Denn hier kämpft man schon mit sich selbst. Bei Autosuggestion gibt man sich Informationen ein an die sich das unbewusste Ich halten soll. Der Teil in uns kann sich aber auch nur den unbewussten Aspekten annehmen. Wenn ich nun mit mir selbst hadere ist das ein bewusster Prozess. Autosuggestion kann mir also lediglich helfen mich daran zu erinnern warum ich mich ursprünglich zum Rauchen aufhören entschieden habe.
Versucht es mal damit: „Ich habe Bewusst die Entscheidung getroffen das Rauchen bleiben zu lassen. Ich muss mir auch nicht erklären, was dafür oder dagegen spricht. Ich habe eben entschieden. Ich will bezüglich dieses Themas immer bewusst bei der Sache bleiben. Ich will nie vergessen das ich diese Entscheidung getroffen habe und warum.“
Wie gesagt,wenn ihr bewusst seid, seid ihr nicht passiv sondern könnt aktiv eingreifen. Der innere Kampf wird auch nur dadurch ausgetragen, dass die Sucht euch im passiven Zustand erwischt und euch dann im Selbstzweifel überrumpelt. Nein ihr müsst euch selbst nicht erklären oder begründen warum ihr jetzt das Rauchen aufhören müsst oder solltet. Diese Diskussion, der innere Kampf, muss der Frage weichen: „ok ich schmachte, was tue ich JETZT dagegen?“ Oftmals geht es auch gar nicht darum etwas unmittelbar gegen die Sucht zu tun, sondern sich selbst von dem inneren Zwist abzulenken. Auf diese Situationen solltet ihr euch einstellen und Antworten beziehungsweise Lösungstrategien parat halten.
Gesundheit
Der Zigarettenrauch ist der reinste Giftcocktail. Dieser fördert zwar Lust auf mehr, aber ihr solltet wissen was in eurem Körper passiert wenn ihr eine Zigarette raucht. Zuerst merkt euer Körper das er angegriffen wird, daraufhin verengt er die Gefäße, um die Versorgung aller wichtigen Bereiche im Körper sicherzustellen. Als erstes wird der Herzschlag erhöht mit dem selben Ziel. Viele Raucher sagen, wenn sie müde sind Rauchen sie eine, dann sind sie wieder wach. Genau deswegen. Erhöhter Blutdruck und erhöhter Herzschlag führt zu verbessertem Sauerstoffaustausch. Wer einmal mit 34%igen Nitrox getaucht ist und dabei zu hastig geatmet hat, weiß um die Wirkung von erhöhtem Sauerstoff im Blut. Du bist der reinste Zappelphilipp, merkst dies aber selbst erst einmal nicht. Wenn man auf das Dampfen umsteigt fällt das aufputschende Gift weg, aber das narkotisierende Nikotin ist noch da. Das ist auch der Grund warum sich Dampfer beim Umstieg oft müde und schlapp fühlen. Übelkeit oder andere physische Hintergründe sind wie im anderen Artikel ausführlich beschrieben. Entgiftungserscheinungen sind nach einer Woche Rauchstopp vorüber.
Gründe für die E-Zigarette
Alles was ich hier beschrieben habe, gilt nicht nur wenn man umsteigen möchte, sondern prinzipiell auch wenn man einfach nur das Rauchen aufhören möchte. Warum sollte man dann nicht gleich ganz aufhören? Nun hierzu gibt es nur zwei Begründungen die für mich Sinn ergeben.
1. Der Raucher will eigentlich gar nicht das Rauchen aufhören, sondern nur die negativen Folgen oder Begleiterscheinungen abschütteln. Mal ehrlich, irgendwie geniesst man es ja auch, sonst hätten wir alle schon viel energischer versucht aufzuhören. Das Ritual mit dem Qualm, der Throat-Hit… . Irgendwie hat das Rauchen auch seine angenehmen Seiten. Aber die gesundheitlichen Folgen, der Gestank und der unkontrollierbare Drang nervt. Neuere Entwicklungen sorgen ja auch noch dafür das Raucher mittlerweile öffentlich diskriminiert und extrem eingeschränkt werden. Die E-Zigarette bietet hier eben einen Mittelweg. Ich kann die Gewohnheit beibehalten und die Risiken sehr stark einschränken.
2. Die Masse an neuralen Mustern ist zu umfangreich und zu stark eingeprägt. Der riesige Berg den man bewältigen muss wenn man das Rauchen aufhören will, ist mit der E-Zigarette nicht ganz so groß. Rauchen hat eine komplexe Suchtstruktur welche teils durch süchtig machende Stoffe, teils durch Einbildung und teils durch neurale Programmierung im Gehirn vorliegt. Alle Fronten gleichzeitig in Angriff zu nehmen kann funktionieren, aber wie wir alle wissen, klappt das bei den wenigsten. Egal ob es am Ende darum geht komplett rauchfrei zu werden, oder darum Risiken und schädliche Folgen zu mindern. Die E-Zigarette kann helfen.
Vorsicht vor schlechter Beratung
Wie oben erwähnt, komme ich jetzt noch kurz dazu wie eine Beratung nicht aussehen sollte. Manche geben vor die E-Zigarette wäre so eine Art Wunderkur. Das ist sie nicht. Nach ausführlicher Bearbeitung dieser Thematik ist glaube ich, jedem klar, dass Rauchen aufhören oder umsteigen durchaus seine Tücken haben kann. Ja die E-Zigarette hilft, aber was man auf keinen Fall tun sollte ist, sich mehrere neurale Suchtstrukturen aufzubauen. Die E-Zigarette kann die des Rauchens ersetzen, aber auch nur, wenn man seinem Gehirn klarmacht das es das umprogramieren soll. Wenn ich jetzt unbefangen auf Bedarf dampfe, dann wieder rauche, wieder Dampfe etc…., legt unser Gehirn weitere Bahnen an. Statt die eigentliche Sucht loszuwerden baut man vorhandene Strukturen, welche ja im Ansatz durch das Rauchen schon vorhanden sind, weiter aus. Beim Umstieg gleichzeitig noch Tabak rauchen ist ein NO-GO !
Ich habe das Beispiel von einer Seite, die in Google bei dem Thema „Umstieg , E-Zigarette“ ziemlich weit oben erscheint. Es gibt einen 6 wochen Plan und daneben ein Balkendiagramm, das den vermeintlichen Schadstoffgehalt im Körper darstellen soll. Alleine wenn ich mir den die Beschreibung für Woche 1 anschaue muss ich den Kopf schütteln. In Woche 1 wird gesagt :“Nutzen Sie die E-Zigarette parallel zur üblichen Tabakzigarette.“ Nur das ist ein No-Gooooo! So schafft ihr den umstieg nie ! Weiter heisst es:“So können Sie sich an die Verwendung und die Zugtechnik gewöhnen, ohne Entzugserscheinungen ausgesetzt zu sein. “ Ich sage, ihr werdet auf jeden Fall auf die eine oder andere Weise Entzugserscheinungen haben, da euer Körper entgiftet. Nur wenn ihr das nicht wisst, gebt ihr der E-Zigarette die Schuld und geht auch gleich wieder ne Fluppe anleuchten. Und zu guter Letzt steht da:“Es empfiehlt sich der Einsatz von einem Liquid mit 18mg Nikotin.“ Der Vollständigkeit halber sollte ich ergänzen, man sollte von vornherein verschiedene Stärken an Liquids da haben. Nikotin macht schläfrig. Bedeutet entweder ihr liegt im Bett oder dampft euch geradewegs dorthin. So kann man keinen sinnvollen Alltag leben. Ihr müsst jederzeit herunterschrauben können wenn euch das Nikotin zu stark wird, und trotzdem noch dampfen können um der rituelle Befriedigung (also den eigentlich Sinn der E-Zigarette) nach zu kommen. So macht das ganze Projekt absolut keinen Sinn mehr. Ich habe den ganzen Plan durchgelesen, werde dies aber nicht weiter kommentieren.
Kurzum, drei Sätze, dreimal falsch oder mangelhaft beraten.
Ihr seht, es lohnt sich mehrere Quellen zu prüfen und zu vergleichen.
Erfolgsaussichten
Zu guter Letzt ein sehr interessanter Artikel dazu, wie viel den Umstieg auf die E-Zigarette eigentlich schaffen. Ich glaube, dass die Erfolgsquote weitaus höher liegt als in der Statistik angegeben. Bitte die Quelle der Statistik und deren Vergangenheit bezüglich der E-Zigarette prüfen 😉 . Diese Mainstream Statistik wurde von einem Blogger analysiert und kommentiert. Sehr lesenswert.
Hier zum Artikel von blog.rursus.de
Hier geht es zurück zu Teil 1 „Umstieg vom Rauchen auf die E-Zigarette“.